Atelier


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Die Tiefe der Oberfläche


Das größte Rätsel dieser Welt ist der Mensch: mein Gegenüber und ich selbst. Was verbindet uns und was trennt uns? Sichtbar sind Antlitz, Gestalt und Gebärde des Menschen. Sein Inneres, sein Wesen, vermuten wir dahinter verborgen. Das macht Menschenbilder so geheimnisvoll wie faszinierend.

Sylvia Händel fotografiert Menschen, findet Bilder in den Medien oder bedient sich aus dem weitläufigen Fundus der Kunstgeschichte. Durch die Technik der schwarz-weiß-Fotokopie beraubt sie die Bilder ihres farbig leuchtenden malerischen Nimbus. So wird das Bild zum Material herunter transformiert, das sie zerschneidet, neu montiert, partiell einfärbt und faltet zu Papierobjekten. Das dünne Papier bekommt Volumen, gewinnt räumliche Dimension, läßt erlebbar werden, daß die Oberfläche emotionale Tiefe hat, ein unsichtbares Dahinter, ein Zentrum, von dem aus unser Inneres nach außen drängt.

Insgeheim wollen wir doch alle gern gesehen und uns angenommen fühlen dürfen. Und zu gerne würden wir es in der Hand haben, welches Bild an unserer Grenzfläche von Innen zu Außen sichtbar wird: Da ist das abenteuerliche Spiel zwischen Sein und Schein, mit allen seinen Facetten von Hoffnung, Andacht und Lust, Freude am Mummenschanz und der insgeheimen Angst vor dem Scheitern, dem möglichen Offenbarwerden unserer wirklichen oder vermeintlichen Blöße.

So entfaltet Sylvia Händel mit ihren Fotokopjekten ® einen reichen und inspirierenden Kosmos von Bildwerken, die gerade durch die spannend gestalteten Oberflächen eine Ahnung geben von der wunderbaren, vielschichtigen Tiefe der Oberfläche menschlichen Seins.

Text: Gernot Wilberg